Liebe Patienten,

für uns alle besteht seit Wochen und Monaten eine schwere Zeit aufgrund der Corona-Ausnahmesituation.

Wir erhalten derzeit täglich zahlreiche Emails und Anrufe, die uns logistisch vor eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe stellen. Leider hat es die Politik versäumt in den „ruhigen“ Sommermonaten ein schlüssiges und praktikables Konzept zu erstellen, wie wir gerade im ambulanten Bereich, als erste Anlaufstelle für Erkrankte, verfahren sollen.

Wir sind daher nach Leibeskräften bemüht, Ihre Anfragen so gut und schnell es geht zu bearbeiten.

Bitte bedenken Sie auch, dass es bei uns immer wieder zu krankheitsbedingten oder verordneten (Quarantäne) personellen Ausfällen kommen kann, die die ganze Situation noch verschärfen und uns, nicht nur teilweise, vor unlösbare Probleme stellen. Wir sind in engem Kontakt mit mehreren großen allgemeinmedizinischen Praxen im Kreis und können leider nur berichten, dass es generell bei diesen nicht besser aussieht.

Ein jeder von uns, Sie wie auch wir, können aber dazu beitragen, diese Situation so gut es geht zu meistern.

Wir bitten Sie daher inständig, Verständnis für verlängerte Warte- und Bearbeitungszeiten aufzubringen. Sie können versichert sein, dass wir alles menschenmögliche tun, um Sie weiterhin so gut medizinisch zu versorgen, wie es von uns gewohnt sind und erwarten dürfen.

Bitte helfen Sie uns, damit die Abläufe in der Praxis möglichst reibungslos funktionieren können und vermeiden Sie bitte unnötige Diskussionen am Empfang, die unser ohnehin schon am Limit arbeitendes Personal noch weiter belasten.

Wir sind ebenfalls von diesen Regelungen nicht begeistert und hätten gerne lieber heute als morgen die alten Verhältnisse wieder. Aber was dies anbelangt, sitzen wir alle im gleichen Boot.

Immer wieder erreichen uns auch Anfragen zur Verfahrensweise bei notwendiger und gewünschter Testung. Bitte beachten Sie hierzu die entsprechenden Aushänge und folgen Sie uns auf Facebook, wo regelmäßige Infos und Urlaubsankündigen bekannt gegeben werden.

Bitte lesen Sie sich auch, wenn es Ihre Zeit erlaubt, den unten angefügten Netzfund einer uns nicht bekannten medizinischen Fachangestellten durch. Er beschreibt ziemlich genau, mit welchen Problemen derzeit vor allem Hausarztpraxen konfrontiert sind. Wir hoffen, dass Sie dadurch, wenngleich die weit überwiegende Anzahl unserer Patienten dies bereits hat, noch ein besseres Verständnis für unsere Arbeit und unsere Situation erhalten können.

Herzlichst
Ihr Team der Gemeinschaftspraxis Fey & Kirch

Netzfund

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wende mich verzweifelt an Sie weil wir, Medizinische Fachangestellten, am Ende unserer Kräfte sind.

Mein Name ist Saskia Stachel, ich bin 30 Jahre alt und arbeite nun mehr seit über 14 Jahren in einer allgemeinmedizinischen/ internistischen Hausarztpraxis in Marl.

Wir sind uns natürlich darüber im klaren, dass wir aufgrund der Corona Pandemie unseren Praxisablauf umstrukturieren und neu organisieren müssen, dennoch ist der Praxisalltag für die meisten MFA’s einfach nicht zu schaffen, es gibt etliche Kolleginnen, die kurz vor einem Burn-Out stehen und/oder sich beruflich umorientieren, weil der Beruf nichts mehr mit dem zu tun hat, welchen man erlernt hat.

Dass Corona sich auf den Gemütszustand mancher Menschen auswirkt, ist bekannt aber dass so viele MFA’s den Unmut täglich abbekommen, darüber spricht niemand.

Es wird fast täglich in den Medien darüber berichtet, dass es nicht genug Pflegepersonal in den Krankenhäusern gibt, dass die Gesundheitsämter überfordert sind mit der Kontaktnachverfolgung, dass Ordnungsämter mit den Kontrollen neuer Regelungen nicht nachkommen usw

Was ist mit den Arztpraxen? Man könnte meinen, sie existieren überhaupt nicht! Das war im März/April auch schon der Fall und das, obwohl WIR die ERSTE Anlaufstelle für Patienten sind!

WIR sind tagtäglich (und das vom 1. Tag an) immer direkt an „der Front“ und es ist mehr als ein Schlag ins Gesicht für uns, dass man uns einfach vergisst.

Es gibt aktuell mehrere Problematiken, mit denen wir zur Zeit zu kämpfen haben:

    1. Grippe- Impfungen:

Wir haben unseren Bestand fast aufgebraucht. Wir hatten extra mehr Impfdosen vorbestellt als die Jahre zuvor. Haben eine Teillieferung erhalten und der Rest steht noch aus. Wann und ob wir die Lieferungen erhalten kann uns niemand klar beantworten, aber in den Medien wird groß verbreitet es seien genügend Impfdosen vorhanden. Erklären Sie jetzt mal den Patienten, wo der Fehler liegt, denn schließlich wurde Ende August groß in den Medien berichtet, dass dieses Jahr genügend Impfdosen zur Verfügung stehen und es zu keinem Engpass kommen wird. Es stand in den Zeitungen, dass es genug gibt, und natürlich stimmt immer das, was in den Medien verbreitet wird.

Das gleiche gilt für Pneumokokken- Impfungen. Das Gesundheitsministerium ruft groß dazu auf, sich auch gegen Lungenentzündung impfen zu lassen, aber der Impfstoff ist seit WOCHEN NICHT LIEFERBAR!!

Dass dieses allein tagtägliche Diskussionen nach sich zieht, können Sie sich bestimmt vorstellen, aber das ist noch nicht alles.

    1. Abrechnung der Abstriche (vorgegeben durch die Kassenärztliche Vereinigung)

Es ist eine absolute Katastrophe!!

Es wird unterschieden: Abstriche für Patienten mit Erkältungssymptomen ohne persönlichen Kontakt zu nachgewiesen COVID-19 Fall; Abstriche für Patienten mit Kontakt zu COVID-19 Fall, Asymptomatisch; Abstriche für Patienten mit Symptomen und Kontakt zu COVID-19 Fall; Abstriche für Reiserückkehrer aus dem Ausland aus einem Risikogebiet; Abstriche für Patienten mit einer Warnung durch die Corona warn App; Abstriche für Lehrer/KITA Beschäftigte; Abstriche für Personal aus Krankenhäusern/Arztpraxen/Pflegeheimen

All diese Anspruchsberechtigten haben ein UNTERSCHIEDLICHES Abrechnungsverfahren (anderer Laborschein, andere Abrechnungsziffern, andere Diagnosen- Kodierung usw) welche sich, und es ist absolut nicht mehr tragbar, seit Juli regelmäßig ÄNDERN!!! Alle paar Wochen bekommen wir ein Fax von der KVWL, mit NEUEN Abrechnungsleitlinien, die ab SOFORT gelten. Es bleibt in diesem hektischen Praxisalltag und in der Akutversorgung nicht genügend Zeit, sich mit diesen administrativen Änderungen ausreichend in Ruhe zu beschäftigen geschweige denn direkt so umzusetzen. Das hat zur Folge, daß nachgearbeitet werden muss, um die Patienten die zu den diversen Abstrichen da waren richtig abzurechnen, also Überstunden. Was das für eine nervenaufreibende Arbeit ist, kann ich gar nicht in Worte fassen.

Die Durchführung der Abstriche in Abstrichzentren, wie es zu Beginn der Pandemie organisiert war, wäre eine Erleichterung, aber da die KV der Meinung ist, die niedergelassenen Ärzte schaffen das schon, bekommt unser Testzentrum keine Genehmigung.

    1. Jeden Tag gibt es bei uns vor der Praxis Auseinandersetzungen zwischen den Patienten, welche wir MFA’s schlichten müssen.

Da wir räumlich eingeschränkt sind, was die Anzahl der Patienten betrifft, die sich in der Praxis aufhalten dürfen, müssen die Patienten leider teilweise draußen warten, um sich anzumelden, bis sie zur Behandlung dran sind usw. Das sorgt ebenfalls für Unmut bei den Patienten, denn es ist ja jetzt schließlich kalt und manchmal regnet es auch. Können Sie sich vorstellen, wer diesen Unmut jeden Tag zu spüren bekommt? WIR MFA’s!!

Wir haben eine Infektsprechstunde eingerichtet, für Patienten welche Erkältungssymptome haben. Diese sollen sich vorher telefonisch in unserer Praxis melden, um einen Termin dafür zu vereinbaren.

Wenn der Termin eingetragen wurde, muss direkt alles für den Abstrich vorbereitet werden. Das kostet Zeit. Zeit, die man in der Anmeldung nicht hat. Somit müssen die Patienten warten, die gerade da sind, um sich anzumelden und auch das Telefon kann in der Zeit nicht bedient werden. Dies hat zur Folge, dass unsere Telefonanlage (mit 6 Leitungen) permanent durchgehend besetzt ist. Patienten beschweren sich am laufenden Band, dass sie uns nicht erreichen können. Sie kommen sogar teilweise mit ihren Erkältungsbeschwerden in unsere Praxis, obwohl sie wissen, daß es nicht erlaubt ist, und sie sich telefonisch anmelden müssen, aber telefonisch kommen sie nicht durch, weil keine Kollegin immer Zeit hat um direkt die eingehenden Telefonate entgegen zu nehmen. Es ist ein nicht enden wollender Kreislauf. Es ist nicht auszuhalten, denn es gibt keine Sicht auf Besserung der Situation, der Winter kommt erst noch und es kann einfach so nicht weiter gehen.

Ganz davon abgesehen, daß wir am Telefon von den Patienten teilweise beschimpft und/oder beleidigt werden, sind wir jeden Tag einem großen Infektionsrisiko ausgesetzt, da nicht genügend Schutzkleidung zur Verfügung steht (auch da werden Seitens der Regierung öffentlich andere Aussagen getätigt).

Nach der neuen Testverordnung dürfen wir MFA’s uns auch 1x wöchentlich präventiv auf das Corona Virus testen lassen. Ganz aktuell haben wir dazu heute am 22.10.2020 ein Schreiben von unserem Labor erhalten, dass die KV lediglich für uns MFA’s die Kosten für Anti-Gen Tests übernimmt, jedoch nicht die Kosten für die üblichen PCR Testungen, welche die KV für ALLE ANDEREN ANSPRUCHSBERECHTIGTEN ÜBERNIMMT!! Bedeutet im Endeffekt: alle dürfen einen üblichen Rachen-Nasen Abstrich bekommen und die Kosten dafür trägt die KV, nur für uns MFA’s nicht!! Es ist unfassbar! Sind wir weniger wert als Pflegekräfte und Krankenschwestern, oder Reiserückkehrende?

Ach ja, nebenbei läuft der reguläre Praxisalltag ja auch noch.

Dass Deutschland, im Vergleich zu jeglichen anderen EU Ländern momentan noch nicht so einen eskalierenden Verlauf hat, ist zum Großteil den Hausarztpraxen zu verdanken, denn WIR sind die erste Anlaufstelle. Dies äußerte auch der Vorstand der KBV, Dr. Gassen. Die mangelnde Wertschätzung unserer täglichen Arbeit ist sehr enttäuschend.

Es gibt noch viele diverse weitere Punkte, aber mein Anliegen ist es gerade, es irgendwie zu schaffen, dass auch die Öffentlichkeit erfährt, wie es wirklich in den Arztpraxen zugeht und es nur eine Frage der Zeit ist, bis eine nach der anderen zusammen bricht und nicht mehr kann.

Wir wissen uns einfach nicht mehr anders zu helfen und hoffen auf einen kleinen Erfolg für uns.